Vor einiger Zeit haben wir uns das russische original AK 104 von Izhmash im Detail angeschaut und einen Ausführlichen Bericht dazu geschrieben. Seitdem hat sich an dieser AK aber einiges getan und dementsprechend wird es höchste Zeit für ein Update.
AK-Besitzer selbst, kann man ja grob in zwei Gruppen einteilen. Da gibt es zum einen die Puristen, die eher nach der Devise „rifle is fine“ gehen, und ihre AK am liebsten im Urzustand belassen – und dann gibt es die anderen, die sich an modernen „Alpha“ Varianten orientieren, wie die der Speznaz z.B.
Was ist eine „Alpha AK“?
Der Begriff „Alpha AK“ bezieht sich auf die individuell angepassten AKs einer russischen Spezialeinheit – nämlich der „Alpha Gruppe“ des Geheimdienstes FSB. Dieses Konzept wurde erstmals 2015 von vom US Army Veteran Larry Vickers (Bekannt durch seinen YouTube Kanal „Vickers Tactical“) vorgestellt, nachdem er oben genannte Gruppe für Filmaufnahmen besucht hatte.
Damals stammten die meisten Anbauteile mit denen die AKs modernisiert wurden von der Russischen Firma „Zenitco“, die sich auf sportliche und taktische Anbauteile für AKs spezialisiert hat. Diese, in erster Linie ergonomischen Anbauteile wurden schon damals – genau wie heutzutage noch immer – auch von Sportschützen verwendet um ihre Sportwaffen besser an ihre individuellen Anforderungen anzupassen.
Im Gegensatz zur (vor allem in Deutschland verbreiteten) hysterischen Ansicht, dass „taktische“ Anbauteile allein deswegen verboten werden müssen, weil sie einen Militärischen Ursprung haben (und wo Waffen allein aufgrund ihres Aussehens verboten werden) – ist es eigentlich der umgekehrte Fall.
Anbauteile die für sportliche Anwendungen konzipiert werden, um Sportwaffen ergonomischer und somit einer breiteren Masse zugänglich machen zu können, beeinflussen auch die militärische Entwicklung von Waffen. Diese sportlichen und militärischen Weiterentwicklungen finden wiederum über soziale Medien ihren Weg in die Gaming- und Filmindustrie, wo sie durch die massenhafte Darstellung und Verbreitung den Bekanntheitsgrad dieser Teile steigern.
Über diese mediale Verbreitung finden diese „taktischen“ Teile bzw. Varianten dann erneut zu den Sportschützen und so schließt sich der Kreis. Diese Beeinflussung untereinander ist somit gegenseitig und die Annahme, dass der Militärische Aspekt mehr Einfluss hat als der sportliche somit gänzlich falsch.
Die bisherigen Upgrades im Detail.
Aber genug der Vorgeschichte, kommen wir nun zum Kern der Sache! Bei unserer AK wurde bisher schon ein großer Teil dessen ausgetauscht, was man überhaupt an einer AK tauschen kann. Insofern gehen wir die Teile am besten wie gewohnt von vorne nach hinten durch
Den Anfang machte der bei kurzen AKs standardmäßig verbaute Booster. Dieser soll bei kürzeren Läufen dafür sorgen, dass der Rückstoß groß genug ist, damit das Gewehr zuverlässig repetiert. AKs haben allerdings ab Werk schon so einen großen Gasdruck, dass sie auch gänzlich ohne irgendein Mündungsgerät funktionieren. Wir haben uns daher entschieden etwas an den Lauf zu schrauben, dass dem Rückstoß eher entgegenwirkt.
Unsere Wahl fiel auf die Mündungsbremse „DTK Saiga MK-03 IPSC“ von der Firma Delta-Tek.
Mündungsbremsen leiten die austretenden Gase, nach der Laufmündung seitlich ab, stabilisieren dadurch den Lauf bei der Schussabgabe und verringern das Hochschlagen der Waffe. Die Kammern der DTK Mündungsbremse sind zudem leicht schräg angeordnet. Das kompensiert nochmal zusätzlich das hochschlagen der Waffe. Dabei funktioniert das aber so gut, dass die Mündung dermaßen stark nach unten gedrückt wird sodass bei der Schussabgabe die Schulterstütze leicht nach oben gedrückt wird – weil das Gewehr selbst dann quasi als Hebel fungiert.
Gleich hinter den drei Kammern der Mündungsbremse befinden sich jedoch noch 12 Gas Ports die rund um die Mündungsbremse gebohrt wurden und mit Gewinde ausgestattet sind. Mit den mitgelieferten Inbusschrauben kann man dann die Mündungsbremse noch feinjustieren und das passende Timing einstellen.
Wir haben in unserem Fall alle Ports bis auf die Nummer 5 und Nummer 9 geschlossen – so funktioniert jetzt alles perfekt und der Rückstoß ist merklich geringer geworden. Ein großer Nachteil bei Mündungsbremsen zeigt sich jedoch bei Indoor Schießbahnen.
Der seitlich abgeleitete Gasdruck wird über die Wände der meist sehr engen Kojen abgeleitet und man bekommt als Schütze ziemlich viel davon ins Gesicht. Noch etwas unangenehmer wird es evtl. für nebenstehende Schützen – die bekommen nämlich auch einen wesentlich lauteren Schussknall zu spüren. Und aus einer Stichflamme, die normalerweise nach vorne geht, werden nun zwei seitliche Stichflammen. Schaut zwar richtig geil aus – aber man macht sich damit eher keine Freunde.
Der Vorderschaft ist bisher noch original und wird im Zuge weiterer Upgrades getauscht werden. Bis es soweit ist, wurde allerdings schon mal ein Handstopper drangeschraubt um die Waffe mittels „C-Clamp“ besser halten zu können.
Durch den RK-6 Handstopper von Zenitco muss man die vordere Hand nicht mehr so stark eindrehen damit der Vorderschaft wie sonst üblich auf der Handfläche aufliegt, was zu einer wesentlich angenehmeren Schießhaltung führt.
Das nächste kleine aber feine Upgrade befindet sich am Ladehebel. Der RP-1 Ladehebel-Adapter kommt über den Standard-Ladehebel und wird in zwei Alu Teile an dessen Außenseite festgeschraubt.
Die größere Auflagefläche und die eingefrästen Rillen erleichtern das Nachladen und verhindern das Abrutschen der Finger während des durchladens.
Seitlich wurde die B-13 Rail angebracht, die an der Oberseite eine durchgehende Picatinny Schiene aufweist.
So kann nun von einem kleinen Rotpunkt-Visier bis hin zu einem Zielfernrohr so ziemlich jede Optik an das Gewehr montiert werden, die man möchte.
Natürlich gäbe es auch kleinere Schienen, aber nachdem wir viele verschiedene Optiken an dem Gewehr testen, war das für uns die beste Option.
Als Optik testen wir übrigens gerade das „P2,5x24 Brevis“ des russischen Herstellers Pilad Vomz.
Dabei handelt es sich um eine Prismenoptik mit zweieinhalbfacher Vergrößerung, 24 mm Durchmesser und einem Rotpunkt im Absehen. Prismenoptiken bieten den Vorteil, dass das geätzte Absehen immer sichtbar ist und sie somit auch gänzlich ohne Strom funktionieren.
Dieses Modell verfügt jedoch auch über einen beleuchteten Rotpunkt den man bei Bedarf einschalten kann. Einen ausführlichen Testbericht zur Optik wird es demnächst geben.
Das Original Griffstück hat sich nicht nur billig angefühlt, es war auch ziemlich dünn und im Allgemeinen ergonomisch einfach nur mies. Abhilfe hat auch hier Zenitco verschafft – mit dem RK-3 Griffstück. Der mit Gummi überzogene Alu Griff greift sich nicht nur wesentlich angenehmer, er bietet einen wesentlich besseren Halt – egal ob mit bloßen Händen oder mit Handschuhen.
Apropos Gummiteilen: Innen haben wir noch einen Gummipuffer verbaut. Für nur einige wenige Euros bietet dieses Teil wohl den größten Kosten / Nutzen Faktor.
Er dämpft nicht nur den Rückstoß, sondern schont auch wichtige Teile wie Verschluss, Rückstoßfeder und Gehäuse. Wir würden empfehlen gleich mehre davon auf Lager zu haben.
Zum Schluss kommen wir zum Schaft bzw. Schulterstütze. Der Original Schaft lässt ergonomisch wohl am meisten zu wünschen übrig. Er ist zu kurz, zu klein, hat zu wenig Auflagefläche in der Schulter und dadurch, dass er leicht schräg nach unten verläuft, neigt das Gewehr mehr zum hochschlagen und resultiert in einer sehr schlechten Körperhaltung, wenn man das Gewehr mit einer Optik schießt.
Wir wollten so viele Optionen wie möglich haben, was eine spätere Auswahl an Schulterstützen angeht und haben uns dazu entschlossen den Original Schaft durch eine AR-15 Mil-Spec buffer tube zu ersetzen.
Jaja, Blasphemie werden jetzt einige rufen! Aber es handelt sich dabei um eine richtig feine buffer tube von Custum Guns. Mit einem Adapter aus Stahl, und einer buffer tube aus einer speziellen, extraharten Alu Legierung und mit eingebautem QD Adapter für einen Gewehrriemen.
Und bestückt wurde es mit einem Magpul CTR Schubschaft. Dieser Schaft ist nicht nur zigtausend Fach bewährt, er hat auch einen fabelhaften Halt und wackelt nicht mal das kleinste bisschen.
In Verbindung mit der buffer tube, geht jetzt die Laufachse kerzengerade in den Schaft und das Handling der Waffe ist durch diese Teile wesentlich besser und ergonomischer geworden.
Das bisherige Fazit
Auch mehr als 70 Jahre nach der Einführung des AK 47 zeigt sich, dass diese Plattform noch lange nicht ausgedient hat! Es gibt mittlerweile eine riesige Fülle an modernen Anbauteilen mit denen sowohl das AK 47 als auch alle Nachfolgemodelle an so ziemlich alle Anforderungen angepasst werden können. Nachdem der Schießsport im Allgemeinen aber kein günstiges Hobby ist, solltet ihr euch zuerst ein Grobes Konzept eures Sportgerätes zusammenstellen, da die Kosten sonst ganz schnell aus dem Ruder laufen können.
Nicht vergessen!
Die meisten Teile lassen sich zwar durch den Schützen selbst tauschen, spätestens beim buffer tube wird es aber unter Umständen etwas schwieriger. Wir empfehlen grundsätzlich - aus offensichtlichen Gründen der eigenen Sicherheit – alle Arten von Umbauten an Waffen, von qualifizierten Fachleuten durchführen zu lassen.
Unser Ansprechpartner bei diesem Projekt war die Waffenstube Guggi in Graz.
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