Schusswaffen an sich, sind lediglich Gegenstände und daher nicht per se gefährlich. Die Gefahr liegt immer bei demjenigen, der damit
umgeht.
Alle manuellen oder automatischen Sicherungen einer Schusswaffe sind nutzlos, wenn der Schütze den richtigen Umgang mit der Waffe noch nicht
beherrscht.
Mangelnde Kenntnisse über die Mechanik und Bedienung von Schusswaffen erhöhen das Risiko Fehler zu machen und Unfälle zu verursachen.
Um das Risiko beim Umgang mit Waffen zu minimieren und Unfällen vorzubeugen, hat Jeff Cooper daher bereits in den 1970er Jahren vier wichtige Regeln
für den Umgang mit Schusswaffen aufgestellt.
Alle vier Regeln sind dabei gleichermaßen wichtig und ergänzen sich gegenseitig. Am einfachsten merkt man sie sich jedoch in folgender
Reihenfolge:
1. Alle Waffen sind stets als geladen zu betrachten
Die erste Regel der Waffensicherheit sollte wörtlich genommen werden - auch wenn man Gefahr läuft dumm auszusehen. Wenn der Verschluss offen ist,
das Patronenlager sichtbar leer ist und das Magazin entfernt ist, kann eine Schusswaffe natürlich nicht schießen – aber bei dieser Regel geht es mehr darum, schlechte Angewohnheiten abzulegen –
bzw. sie sich gar nicht erst anzugewöhnen.
Wiederholte Bewegungen merkt man sich unterbewusst und kann diese bei Müdigkeit, Unkonzentriertheit oder Stress evtl. ungewollt
ausführen.
Es sollte kein Unterschied zwischen „geladen“ und „ungeladenen“ gemacht werden. Wenn ein Schütze dazu neigt, seinen Finger auf den Abzug einer
Schusswaffe zu legen und versehentlich die Mündung auf Personen oder Gegenstände richtet wenn die Waffe sichtbar ungeladen ist, kann sich dieses Verhalten unabsichtlich – und gefährlicher Weise –
wiederholen, wenn die Waffe geladen ist.
2. Richte die Mündung niemals auf etwas, dass du nicht zerstören willst
Das Gewicht eines Abzugs – ob kurzer oder langer Abzugsweg, in double- oder single action – ist immer geringer als die Kraft, die ein menschlicher
Finger auch unbewusst ausüben kann. Die meisten unbeabsichtigten Schussabgaben werden durch das Zusammenwirken von Stress und mangelnder Ausbildung verursacht.
Der Abzug einer Waffe ist immer ergonomisch so positioniert, dass er mit dem Zeigefinger leicht zu erreichen ist. Daher lässt sich die schlechte
Angewohnheit, den Zeigefinger gleich auf den Abzug zu legen, ohne entsprechendes Training nur schwer abgewöhnen. Ein plötzlicher Spannungsmoment – z.B. Das Risiko hinzufallen nachdem man über
etwas gestolpert ist, kann zu einer unkontrollierten Kontraktion der Handmuskulatur führen. Die Hand kann sich dadurch schließen und zu einer versehentlichen Schussabgabe führen.
Zu den Auswirkungen von Stresshormonen gehört auch die Verringerung der Empfindlichkeit an den distalen Körperteilen (Extremitäten wie z. B.
Fingern). Dadurch kann der Schütze das Gefühl für den Finger am Abzug verlieren und nicht mehr in der Lage sein, den auf den Abzug selbst ausgeübten Druck zu kontrollieren.
Diese wesentliche Sicherheitsregel sollte dementsprechend von den Schützen so schnell wie möglich verinnerlicht und mit größter Sorgfalt umgesetzt
werden.
3. Lass den Finger vom Abzug, bis du das Ziel im Visier hast
Die dritte Regel ist auf dem Schießstand, wo eine Waffe logischerweise nur in Richtung der Zielscheibe gerichtet sein sollte, leicht zu
befolgen.
Zu Hause oder in anderen Situationen, in denen mit Schusswaffen umgegangen wird, kann es jedoch etwas komplizierter werden.
Theoretisch gibt es keine „sichere Richtung“, in die man eine Waffe richten kann: Im Falle einer unbeabsichtigten Schussabgabe kann ein gewisser
Schaden entstehen. Das Mindeste, was passieren kann, ist, dass wir ein Loch in die Wand bekommen – oder direkt hindurch.
Aber diese Regel ist eng mit den anderen verflochten. Wenn eine Waffe als „immer geladen“ behandelt wird und der Finger den Abzug nicht erreicht,
kommt es nicht zu unbeabsichtigten Schussabgaben. Waffen feuern nicht von alleine. Auch wenn eine unbeabsichtigte Schussabgabe durch einen mechanischen Fehler oder Defekt verursacht wird,
erfordert die Waffe dennoch ein gewisses Maß an Handhabung.
Eine Schusswaffe sollte auch niemals entladen werden, wenn die Mündung auf Oberflächen gerichtet ist, die einen Abpraller begünstigen könnten – wie
z. B. Asphalt, Beton oder dergleichen – und selbstverständlich auch nicht auf einen selbst, oder andere Personen.
4. Identifiziere dein Ziel, aber auch was sich dahinter befindet
Niemand würde jemals eine Patrone abfeuern und einen unbeteiligten treffen wollen. Diese Regel gilt immer dann, wenn wir mit einer Schusswaffe
hantieren – sei es für die Jagd, das Sport- oder Freizeitschießen, für Dienst- oder Verteidigungszwecke.
Hauseinbrüche finden meist in den dunklen Nachtstunden statt. Halte daher eine Taschenlampe bereit, denn man sollte nicht blind auf sich bewegende
Schatten schießen, die sich anschließend als Familienmitglieder herausstellen.
Schieße beim Jagen nicht auf alles, was sich bewegt. Vergewissere dich immer, dass die Bewegung oder das Geräusch von deiner Beute verursacht wurde,
bevor du überhaupt den Finger auf den Abzug legst.
Eine Schusswaffe zu kaufen nur weil sie so stark ist, ist ein häufiger Fehler den es zu vermeiden gilt. Ein paar Lektüren zur Endballistik reichen
aus, um zu erfahren, dass ein 9-mm-Geschoss mit einer kinetischen Energie von etwa 50 Kilogramm/Meter (~ 490 J) eine moderne Trennwand genauso leicht durchdringen kann, wie einen menschlichen
Körper und trotzdem noch genug kinetische Energie hat, um jemand anderen in seiner Schussbahn zu verletzen.
Übersetzt und interpretiert aus einem Artikel in englischer Sprache:
https://www.gunsweek.com/en/technics/articles/4-rules-gun-safety